Die kürzlich erfolgte FDA-Zulassung des porösen Interbody-Systems von Nvision Biomedical Technologies und Invibio Biomaterial Solutions markiert einen Meilenstein in der Wirbelsäulenfusion: Zum ersten Mal vereinen sich die mechanischen Vorteile und die radiologische Sichtbarkeit von PEEK-OPTIMA™ mit der geometrischen Gestaltungsfreiheit des 3D-Drucks Bond3D™
Was bedeutet das für ALIF- und ACIF-Verfahren?
- Die Implantate sind nun in verschiedenen Abmessungen und lordotischen Winkeln erhältlich und decken die meisten zervikalen und lumbalen Indikationen ab.
- Die interkonnektierte poröse Struktur (Poren von ~300 µm) fördert das multidirektionale Knochenwachstum, verbessert die Fixierung und beschleunigt die Konsolidierung.
- Der Elastizitätsmodul von PEEK (≈ 3–4 GPa) entspricht dem von spongiösem Knochen, wodurch das Risiko der Subsidenz—einer häufigen Komplikation bei Titanschalen—reduziert wird.
Radioluzentes PEEK vs. Titan
Merkmal | PEEK-OPTIMA™ | Titan |
---|---|---|
CT/MRT-Artefakte | Minimal — klare Darstellung der Fusion | Ausgeprägt — Schattenbereiche |
Postoperative Kontrolle | Klare Sicht auf Knochenbrücken und Spinalkanal | Schwierige Interpretation |
Interferenz bei Strahlentherapie | Niedrig (ideal für onkologische Patienten) | Hoch — Über-/Unterdosierung |
Außerdem verhindert die Radioluzenz metallische Überlagerungen bei dynamischen Projektionen, was für die Beurteilung der Restbeweglichkeit bei Bandscheibenprothesen entscheidend ist. Invibio fasst diese Vorteile im klinischen Portal zusammen.
3D-Druck revolutioniert das Verfahren
Die Bond3D™-Plattform sintert implantat-tauglichen PEEK-OPTIMA™-Filament schichtweise und kombiniert dabei dichte und poröse Bereiche in einem einzigen Bauteil. Dies war mit herkömmlicher Bearbeitung nicht möglich, da nur Oberflächenporosität oder Beschichtungen realisierbar waren.
Anbindung an unser Bandscheibenersatzprogramm
In unserer Abteilung verwenden wir radioluzente PEEK-Bandscheibenprothesen (und in speziellen Fällen CF-PEEK):
- Präzise Überwachung: Artefaktfreie Bildgebung ermöglicht die Beurteilung der Segmentbeweglichkeit und der Integrität der Wirbelendplatten mittels dynamischem CT oder MRT.
- Mechanische Kompatibilität: Durch Anpassung an den Knochenmodul werden Belastungen der Endplatten (Stress Shielding) reduziert und die Bandscheibenhöhe erhalten.
- Synergie mit porösen Implantaten: Bei Kombination von Prothesen mit einer angrenzenden Fusion gewährleisten poröse PEEK-OPTIMA™-Cages eine einheitliche Biomechanik und reduzieren das Risiko benachbarter Segmenterkrankungen.
- Onkologische und strahlentherapeutische Planung: PEEK minimiert die Dosisstreuung bei Radiochirurgie oder Protonentherapie—unmöglich mit Titan.
Fazit & Schlüsselpunkte
- Erstes 3D-gedrucktes PEEK-ALIF/ACIF-System: Bestätigt 3D-Druck als echte Alternative zu Titan in der Wirbelsäulenchirurgie.
- Integrierte Porosität: Verbessert die Fusionsbiologie, ohne Festigkeit einzubüßen.
- Vollständige Radioluzenz: Optimiert postoperative Kontrollen und adjuvante Therapien.
- Sofortige Einsetzbarkeit in unseren zervikalen und lumbalen Bandscheibenersatzprotokollen, gewährleistet material- und diagnostikkonsistente hybride Rekonstruktionen.
Die Einführung dieser Implantate ebnet den Weg für klinische Studien, die direkt Arthroplastik vs. poröse PEEK-Fusion vergleichen—eine Forschungsrichtung, die wir genau verfolgen, um unseren Patienten personalisierte und minimalinvasive Lösungen zu bieten.
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